Gedanken in der Teetasse

Morgens balanciere ich ab und an waghalsig auf dem Rand der Teetasse. Manchmal falle ich dabei hinein und komme den Tag über nicht hinaus. Wenn Frau Amaot es bemerkt, zieht sie mich aus der Tasse, trocknet mich ab und gibt mir einen Kuss auf die Nase. Dann sagt sie: „Mit Gedanken ist es wie mit dem Tee: Wenn sie zu lange ziehen, werden sie bitter“. Ein kluge Frau die Frau.

Ihr Wort reicht völlig aus

Vision of Faust“ by Luis Ricardo Falero, 1878. Quelle: Wikipedia

Guten Tag. Kommen sie herein, setzen sie sich, setzen sie sich. Einen Kaffee?  Kommt sofort. Milch? Zucker? Schwarz? Natürlich schwarz. Das gefällt mir – ganz wie mein Humor. Haha. Ich persönlich trinke ja nur Tee. Aber den auch nur schwarz. Nein, ich komme nicht aus Norddeutschland. Ach, ihre Tante. Auch nur Tee. Eine ganze Kanne. Jeden Tag? Nein, nein, der Ostfriesentee ist mir zu stark. Ich trinke vornehmlich Darjeeling. First Flush. Ob es gesünder ist? Ich weiß nicht. Man hat auf jeden Fall nicht immer nur Vorteile dadurch. Ich erinnere mich an einen Kunden, den ich einmal besuchte. Kaffeeimporteur. Ein kleiner Mann, kaum ein Meter sechzig hoch, mit einer imperialen Attitüde und einem gigantischem Ego. Insgeheim nannte ich ihn den kleinen Kaffeenapoleon. Die Ähnlichkeit war aber auch frappierend. Schon wie er hinter seinem gewaltigen Schreibtisch die Hände hinter dem Rücken verschränkte und beim Reden aufgeregt auf und ab marschierte. Köstlich. Wenn es so etwas geben würde, ich hätte schwören können, dass er ein Wiedergänger ist.

Die ganze Zeit sprach er sehr erregt darüber, dass er Partner bräuchte, die so wie er Kaffee lieben und leben würden, die Tag und Nacht nur für Kaffee da wären, denen der Kaffee quasi aus jeder Pore ihres Körpers steigt. Und ich saß da. Ein Teetrinker. Das ganze Geschäft drohte daran zu scheitern Ihr Wort reicht völlig aus weiterlesen

Bewegung

„Um uns herum beginnt alles zu bröckeln“

„Sie trennen sich, ja. Wie so viel auch.“

„Das wird ein Loch reißen und alles gerät in Bewegung“

„Andere werden kommen und das Loch füllen“

„Trotzdem wird ein Riss bleiben, den man immer sieht. Nichts wird sein, wie es war.“

„Die Zeit heilt alle Wunden“

„Werden wir auch in Bewegung geraten?“

„Wir passen schon auf“

„Halt mich fest!“